Phänopraxie

“Erscheinenmachen, nicht nur Erscheinung zeigen. Phänopraxie, nicht nur Phänomenologie.”

Die Methode Phänopraxie wurde in der Tradition der philosophischen Phänomenologie von Heinrich Rombach, von dem obiges Zitat stammt, entwickelt und verfolgt ein doppeltes Ziel:

  • Ein besseres Verständnis von der Welt und von sich selbst in der Welt zu erlangen.
  • Handlungen und Begegnungen in der Welt auf Basis dieses Verständnisses zu ermöglichen.

Die Phänopraxie stellt damit einen ins Praktische erweiterten phänomenologischen Ansatz dar. Während es bei der Phänomenologie vor allem darum geht, einen vorurteilsfreien Blick auf das zu gewinnen, was da ist, strebt der phänopraktische Ansatz explizit auch danach, Phänomene hervorzubringen, also Ideen und Gedanken in die Tat umzusetzen und damit den eigenen Lebensstil im privaten und im beruflichen Dasein zum Durchbruch zu verhelfen. In den “Philosophischen Beiträgen” sind phänopraktische Reflexionen ausformuliert.

Das Wiesbadener Institut für Phänopraxie setzt diese Methode für Beratung, Coaching und Supervision ein. Der einzelne Mensch kann dabei seine Fähigkeit stärken, sich in seinem privaten und beruflichen Umfeld besser zu orientieren und situationsadäquat zu verhalten. In einer Gruppe oder Organisation werden die diese Gruppe oder Organisation tragenden Menschen auf dem Weg zur optimalen Kooperation im Sinne des Gruppen- oder Organisationszweck unterstützt.

In der beraterischen Arbeit wird die Methode Phänopraxie am Institut für Phänopraxie auf der praktischen Seite durch die Gestaltpsychotherapie fundiert, in der sich eine ganze Reihe von methodischen und inhaltlichen Aspekten der Phänomenologie und der Existenzphilosophie wiederfinden. Wesentliche Charakteristika der Gestalttherapie sind folgende:

  • Ganzheitliche Verfasstheit des Daseins: Symptome rücken nicht als isolierte Phänomen in den Fokus, sondern immer als ein herausgehobener Aspekt eines Feldes.
  • Selbstorganisation durch Bewusstheit: Je bewusster Wirkfaktoren wie Wünsche, Triebe, Gefühle, Ideale etc. im Leben eines Menschen sind und je mehr diese akzeptiert werden, desto mehr kann der Mensch einen kreativen Umgang mit seinen Wirkfaktoren finden und sein Leben eigenverantwortlich gestalten.
  • Gleichberechtigte Beziehungsgestaltung: Der Gestalttherapeut oder die Gestalttherapeutin hat kein Expertenwissen über das Leben von Klienten, sondern agiert als BegleiterIn, der/die im Rahmen des Arbeitsbündnisses mit Klienten durch dick und dünn geht. Der/die TherapeutIn regt an, mahnt, schlägt vor, ermuntert oder warnt – die Aufgabe zu entscheiden und umzusetzen, kann und soll aber den Klienten nicht abgenommen werden.

Ziel der Gestalttherapie ist die Handlungsfähigkeit von den Klienten. Gestalttherapie ist also grundsätzlich emanzipatorisch – damit atmet sie den Geist der Aufklärung, den einst Immanuel Kant in folgende Worte gefasst hat:

“Sapere aude! Habe Mut, Dich Deines eigenen Verstandes zu bedienen!”